Montag, 11. April 2011

Schenkel, Andrea Maria: Tannöd


Aufmerksam wurde ich auf dieses kleine Büchlein anlässlich einer Dokumentation im Umfeld der Frankfurter Buchmesse. Inmitten der vielen Interviews die zu dieser Zeit im TV gezeigt wurden, ist mir Andrea Maria Schenkel sofort aufgefallen. Vor allem Ihre Art zu sprechen, vielmehr zu erzählen hat mich begeistert: ihre Mimik und Gestik und dazu eine ruhige, Details hervorhebende und nie langweilige Stimme, eine Geschichtenerzählerin mit bayrischem Dialekt. Soweit ich mich an das Interview erinnern kann, dürfte der Krimi auf einer wahren Geschichte beruhen, die man ihr selbst einmal erzählt hat.
Während der ersten Seiten von Tannöd hatte ich diese Art zu sprechen noch im Hinterkopf und fast das Gefühl, dass die Autorin mir die Geschichte vorliest. Die Geschichte spielt im Deutschland der 50 er Jahre in einfachem, bäuerlichen Milieu - mit den kurzen Sätzen in denen der Text geschrieben ist hat Andrea Maria Schenkel die Atmosphäre wunderbar eingefangen ohne dabei in einen billigen Schundroman abzurutschen.
Es ist ein kurzer Krimi, allerdings ohne klassischen Aufbau - die Morde passieren erst relativ spät, es gibt keinen Ermittler, vielmehr wird durch kurze Erzählungen der Dorfbewohner ein Bild gesponnen - erinnert ein bisschen an Bölls Gruppenbild mit Dame, wobei einer dieser Zeugen am Ende der Mörder selbst ist. Ohne Kompromisse zerstört sie nebenbei das Bild von der “Guten alten Zeit” und dem idyllischen Landleben.
Vor allem durch das setting etwas Neues und genau das richtige für einen spannenden Nachmittag im Winter.
(alte Rezension)

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